"REIFEN
I"
DR. HANS-GEORG TURSTIG
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Vitae
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Reifen-1
Im Hintergrund der heilige Berg Arunachala im
Herzen von Suedindien. Arunachala, der
braune Unbewegliche, gilt als Hinweis auf
die hoechste Wirklichkeit, ja als diese selbst.
So wie sie den Hintergrund alles vergaenglichen
Seins bildet, steht hier Arunachala im
Hintergrund, als Basis und Quelle all dessen, was
existiert und nicht existiert. Ebenso unbeweglich
wie er ist das unveraenderliche Sein, in dem sich
unsere erfahrbare Schein-Wirklichkeit zeigt, mit
all ihrer Ordnung, ihren Wirren, ihren Bewegungen
und ihrer Ruhe. Die Reifen, aufgetuermt davor,
aus der unendlichen Ruhe des Berges geradezu
herausmanifestiert, ruhen als Symbol fuer
Beweglichkeit, ewiges Kreisen und Wiederkehren,
manifest als das Auto, das zwischen dem Berg und
den Reifen auf Reifen sich bewegt. Es ist blau,
nach altindischer Tradition die Farbe von
Bewusstsein, die das Auto mit der letzten
Wirklichkeit gemein hat. Die Blaue Perle
indischer Esoterik, die sich auch als Gott Shiva
zeigt, der eben dieser Berg ist. Und zwischen
diesen Polen - Symbolen von ewiger Ruhe und
ewigem Wandel - erlebt sich das Dasein als Welt,
von der Natur der Baeume und Buesche, ueber die
Haeuser, Telefondraehte und das Auto bis hin zu
den Hinweisschildern, Schrift und Strasse.
Evolution eines traumhaften Geschehens, dessen
Wirklichkeit sich nicht fassen laesst und dessen
Wesen sich fuer immer dem Zugriff des Menschen
entzieht. So zeigt sich der Reifen hier auch in
seiner Doppelsinnigkeit als das Reifen, ausgreift
in der Photokunst, die sich selbst bedeutet und
zugleich ueber sich hinaus auf alles deutet was
ist und nicht ist. Vollendung im Wandel wie in
der Ruhe, so wie der Reifen vollendet ist in
seiner Bewegung und in seiner Ruhe.
February 14, 2004
Dr. Hans-Georg Turstig
©February 2004
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